Rettungskräfte müssen sich bei der WM mit Menschen aus aller Welt verständigen. Die Johanniter Rhein-Ruhr haben am vergangenen Mittwoch ihr Englisch aufgefrischt.

„Shall we start?“ fragt Sprachtrainer Patrick Mustu in geschliffenem Oxford-Englisch. Sofort blickt ein Dutzend Augenpaare nach vorne. Ein Beamer projeziert eine Liste mit medizinischen Fachbegriffen an die Wand des acht mal acht Meter großen weißen Raumes.

Mittwoch abend um sechs Uhr: Im Düsseldorfer Hauptsitz der Johanniter Rhein-Ruhr hat der dreistündige Englisch-Crash-Kurs begonnen. Die Sanitäter möchten für die WM auch sprachlich gerüstet sein.

Schon lernen die Teilnehmer verschiedene Anweisungen an den potentiellen Patienten: „Move your right foot! Take a deep breath!“ befehlen sich die Teilnehmer gegenseitig. Schnell folgen anatomische Vokabeln, darunter Zungenbrecher, zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, „cardiac arrhythmia“.

Dem Trainer gehen solche Wörter leicht über die Lippen, seinen Schülern bald auch. Immer wieder flicht er die überraschendsten Eselsbrücken ein. „Kiefer heißt: Jaws. So hieß übrigens der Film ‚Der weiße Hai’ im Original!“

Wenn Mustu nicht bei den Johannitern unterrichtet, lehrt er Fachenglisch am Euro Business College, am Institut für Internationale Kommunikation der Heinrich-Heine-Universität und in diversen Unternehmen im Großraum Düsseldorf. Zur Weltmeisterschaft  aber bietet er Spezialkurse für Banken, Autovermietungen, Hotels oder eben Rettungsdienste an.

Ein Sprachtraining vor Massenveranstaltungen ist sinnvoll. Das weiß der 26jährige Niels Walter von seinem Einsatz auf der Love-Parade 2003 in Berlin: „Mit Englisch konnte ich Menschen aus aller Welt verstehen!“

Beim Großereignis Fußball-WM ist das erst recht nötig: Dann werden die Johanniter Rhein-Ruhr im gesamten Einsatzgebiet arbeiten, angefangen in Düsseldorf: „Am Paul-Janes-Stadion, in der Altstadt und überall, wo Großbildleinwände stehen“, erklärt Lehrrettungssanitäter Markus Quasdorf, der den Kurs gebucht hat. Für das Dortmunder Stadion werden sich die Johanniter Rhein-Ruhr als Verstärkungskräfte bereithalten. An allen Orten können sie Krankentransporte organisieren oder ihre weißen Zelte aufbauen.

Überall könnten die Rettungskräfte auch mit sprachlichen Kuriositäten konfrontiert werden, betont der Trainer. „Briten geben ihr Körpergewicht manchmal in ‚stones’, also in Steinen, an!“ Eine kurze Übersicht zu Maßen aller Art folgt – wichtig auch bei der Dosierung von Medikamenten. Die nennt man im Englischen „drugs“ – was aber auch Drogen bedeuten kann. Auch Missverständnisse bei der Uhrzeit räumt Mustu aus. Denn oft ist es wichtig, wann genau jemand Medikamente eingenommen hat: „Mit ‚half nine’ meint der Brite: Halb zehn!“

Ein Bild einer Fußball-Arena erscheint an der Wand. „Sie werden ja auch als Auskunftspersonen gesehen“, weiß Mustu. Es folgen Wegbeschreibungen zu den Stadionblöcken und zum Ausgang.

Am Ende teilt der Trainer rote, gelbe und grüne Mappen aus: Über hundert Seiten Fachbegriffe, auch für die Kollegen, die an diesem Abend nicht gekommen sind. „Das werde ich durchgehen“, atmet Niels Walter auf. „Das Schulwissen hätte da nicht gereicht.“

Auf allzu komplizierte Wörter könne man auch verzichten, entwarnt Mustu. „Die Engländer drücken sich eher umgangssprachlich aus.“  Statt „Diarrhea“, also Durchfall, sagen auch sie schon einmal „Montezuma’s revenge“. Und Kroaten, Spanier oder Dänen dürften – genauso wie die deutschen Sanitäter – ihren Oberschenkel als „upper leg“ umschreiben, anstatt ihn korrekt als „thigh“ zu bezeichnen.

Am Ende sind die richtigen Fragen wichtiger, und die haben die Johanniter jetzt gelernt. Der Patient werde schon zeigen, was ihm fehle, ist Michael Woloszuk überzeugt: „Zur Not hilft wildes Gestikulieren“, lacht er beim Herausgehen, „vor allem bei den Italienern…“

Links:
www.mustu.de
www.juh-rheinruhr.de

Ausführliche Kontaktdaten:
Patrick Mustu: Kurfürstenstraße 39, 40211 Düsseldorf, Tel.: 0211-3830933, Fax: 0180-54820041730; Mail: sprachtraining@mustu.de
Johanniter Rhein-Ruhr: Erkrather Str. 245, 40233 Düsseldorf, 0211-73830-0, Mail: info@juh-rheinruhr.de

Erstellt für die Rheinische Post Düsseldorf.